Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat auf seiner heutigen Verbandsversammlung Bilanz für 2019 gezogen und wichtige Entscheidungen für das neue Jahr getroffen. Trotz der Herausforderungen im VVO-Dieselnetz in Folge der Insolvenz der Städtebahn Sachsen hielten die Fahrgäste den Unternehmen im Verbund die Treue und nutzten rege Busse und Bahnen: Mehr Pendler und eine hohe Nachfrage im Freizeitverkehr führen bis zum Jahresende voraussichtlich zu vier Prozent höheren Einnahmen der zwölf Verbundunternehmen. Die Zahl der beförderten Fahrgäste steigt nach derzeitigen Prognosen im Gesamtjahr um 1,3 Prozent auf rund 222 Millionen an.
Haushalt 2020 mit Investitionen in Barrierefreiheit
Die Verbandsversammlung hat heute den Haushalt für das kommende Jahr mit einem Rekord-Volumen von rund 140 Millionen Euro beschlossen. Davon fließen 112 Millionen in den Eisenbahnverkehr und 4 Millionen in den Bus- sowie Nachtverkehr. „Damit sichern wir das bestehende umfangreiche Angebot in der Region“, betont Landrat Michael Harig, Vorsitzender des Zweckverbandes. „Zudem können wir in den weiteren Ausbau des Nahverkehrs investieren.“ Insbesondere für den weiteren Ausbau der Barrierefreiheit an Haltestellen und Bahnhöfen steigt das Investitionsvolumen auf über drei Millionen Euro an.
Zeitplan für stabilen Betrieb im Dieselnetz
Mit der Transdev-Gruppe, die seit 1. Oktober für das Dieselnetz verantwortlich ist, wurde ein verbindlicher Zeitplan zur vollständigen Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs nach der Insolvenz der Städtebahn vereinbart. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen, insbesondere der Abschluss eines Instandhaltungsvertrages und der Einsatz zusätzlicher Triebwagen aus anderen Netzen der Transdev Gruppe werden nun dafür sorgen, dass ab dem 13. Januar wieder Züge im Abschnitt Dresden – Ottendorf-Okrilla der Regionalbahn RB 33, ab dem 20. Januar wieder auf der gesamten Strecke bis Königsbrück fahren. Auf der Linie RB 71 werden ab 10. Februar im Abschnitt Pirna – Sebnitz, ab 2. März 2020 wieder auf der gesamten Strecke bis Sebnitz Züge eingesetzt. „Die Probleme bei der kurzfristigen Übernahme des Verkehrs hätten alle Betreiber gehabt“, erklärt Burkhard Ehlen, Geschäftsführer des VVO. „Wir erwarten, dass mit den beschlossenen Maßnahmen entsprechend des vereinbarten verbindlichen Zeitplans die Züge auf allen Linien bald wieder planmäßig rollen.“
Verbesserungen zum Fahrplanwechsel und Vertragsverlängerungen
Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird das Angebot im VVO weiter verbessert: In Kamenz fährt die Linie 22 häufiger durch das Gewerbegebiet „Am Ochsenberg“ in Kamenz und stellt damit auch zu den Schichtwechselzeiten des Batterieherstellers Accumotive eine direkte Verbindung zum Bahnhof her. In Ottendorf-Okrilla erschließt die Linie 317 künftig mit zahlreichen Fahrten, jeweils mit Anschluss von und nach Dresden am Bahnhof Ottendorf-Okrilla Süd, das Gewerbegebiet mit über 6.500 Arbeitsplätzen. Zudem wird das Netz der PlusBus-Linien weiter ausgebaut: zukünftig tragen auch die Linien 102, Bautzen – Kamenz sowie die Linie 305 im Abschnitt Bischofswerda – Radeberg das markante „+“ in der Anzeige. „Die Busse dieser Linien fahren montags bis freitags mindestens 15 Mal in jede Richtung, an Samstagen sechs Mal und an Sonntagen mindestens vier Mal“, erläutert Burkhard Ehlen. Zudem hat die Verbandsversammlung beschlossen, die bestehenden Verkehrsverträge mit der DB Regio für die Nationalparkbahn und den Regionalexpress „Bohemica“ bis Dezember 2023 zu verlängern. Beide Linien werden bis dahin gemeinsam mit dem Bezirk Ústí nad Labem neu ausgeschrieben. Zudem wird der VVO die mögliche Verlängerungsoption für das Netz Elbe-Elster ziehen und die drei Linien Dresden – Hoyerswerda, Dresden – Elsterwerda sowie Dresden – Cottbus von Dezember 2022 bis 2026 weiterhin von der DB Regio betreiben lassen. Der Zweckverband stellt für die Vertragsverlängerungen über die Laufzeit rund 65 Millionen Euro zur Verfügung.
VVO-Tarif wird zum 1. August 2020 angepasst
Hohe Tarifabschlüsse für die Mitarbeiter sowie steigende Kosten für Energie und Material machen eine Tarifanpassung zum 1. August 2020 notwendig. Die Preise im VVO steigen dann nach zwei Jahren Preisstabilität um durchschnittlich 3,9 Prozent. Der Preis für eine Einzelfahrt in einer Tarifzone steigt um 10 Cent auf 2,50 Euro. Für längere Fahrten durch mehrere Tarifzonen steigt der Preis der Einzelfahrt um 20 bis 40 Cent. Die 4er-Karte bleibt trotz einer Anhebung um 40 Cent auf neun Euro eine preiswerte Alternative für Gelegenheitsfahrer. Tageskarten für eine Tarifzone werden erstmals seit sechs Jahren um 50 Cent teurer, für längere Strecken sowie für Familien und kleine Gruppen steigen die Preise um einen bis zwei Euro an. Wochenkarten bleiben im Preis stabil, Monats- und Abo-Monatskarten, 9-Uhr- und 9-Uhr-Abo-Monatskarten werden durchschnittlich um 3,3 Prozent teurer. So wird beispielsweise die Abo-Monatskarte für Dresden, die Preisstufe A 1, um 1,80 Euro erhöht und kostet dann 53,70 Euro. Der Beschluss zur Preisanpassung erfolgte ohne die Stimmen der Landeshauptstadt Dresden, die sich nach intensiven Diskussionen bei der Abstimmung enthielt.
Das Gebiet des VVO umfasst neben der Landeshauptstadt Dresden die Landkreise Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und den westlichen Teil des Landkreises Bautzen mit insgesamt 1,2 Millionen Einwohnern. Der kommunale Zweckverband ist für den Schienenpersonennahverkehr verantwortlich. Darüber hinaus kooperiert er mit den kommunalen Verkehrsbetrieben und gestaltet einen einheitlichen Tarif. Im Jahr 2018 waren rund 219 Millionen Fahrgäste im VVO unterwegs.