Deutschlandticket ab 1. Mai im MDV-Gebiet
Die Gesellschafterversammlung des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) hat heute Entscheidungen zu verschiedenen Tarifmaßnahmen getroffen.
Die Einführung des Deutschlandtickets erfolgt auf Basis des Gesetzesbeschlusses durch Bundestag und Bundesrat. Dieser sieht die Einführung des Deutschlandtickets u.a. auch im MDV-Gebiet ab 1. Mai vor. Das Deutschlandticket ist ein monatlich kündbares Abo, welches bundesweit im Nahverkehr gültig ist. Es wird bei allen 13 Nahverkehrsunternehmen im MDV-Gebiet verfügbar sein. Sofern der Beschluss des neugefassten Regionalisierungsgesetzes durch den Bundesrat am 31. März erfolgt, kann der Vorverkauf ab dem 3. April beginnen. Der MDV wird nach Gesetzesbeschluss umgehend alle Fahrgäste und die Öffentlichkeit zu allen Details informieren. Aus Sicht des MDV schaffen Bund und Länder die rechtliche und finanzielle Verpflichtung, allerdings zunächst mit einer Unklarheit bezüglich der längerfristigen Anwendungsperspektive. Hier ergeben sich für die im MDV agierenden Verkehrsunternehmen und bestellenden Aufgabenträger weiterhin Fragen, u.a. zur vollständigen und dauerhaften Finanzierung sowie der Tarifanwendungsvorgabe.
Die Gesellschafterversammlung des MDV hat heute zudem eine notwendige Preisanpassung im Nahverkehr beschlossen. Dem voraus gegangen waren mehrere Abstimmungen in den MDV-Gremien mit allen Gesellschaftern. Mit Zustimmung der Genehmigungsbehörden der Länder und Kommunen treten die Änderungen ab 1. August 2023 in Kraft.
Die durchschnittliche Preisanpassung für Fahrscheine und Abos liegt in Leipzig und Halle (Saale) bei 6 Prozent. In den fünf Landkreisen sowie im Zugnahverkehr im MDV-Nord steigen die Preise im gesamten Tarifsortiment um durchschnittlich 6 – 8 Prozent.
Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Preise für Energie, Fahrstrom und Diesel, der gestiegenen Betriebskosten für den laufenden Betrieb und der Wirkung der Inflation auf alle Bereiche ist die Preisanpassung unumgänglich. Der MDV folgt damit der bundesweiten Entwicklung in der Fahrpreisgestaltung, wobei in zahlreichen Verkehrsregionen die Preise um 10-15 Prozent angehoben werden.
Fahrpreise im Einzelnen
Die Preise für die Einzelfahrt erhöhen sich in Halle und Leipzig um 20 Cent, für die Kurzstreckenkarte um 10 Cent. Mit dem ABO Flex können Fahrgäste bei jeder Fahrt 50% sparen. Denn das ABO Flex funktioniert wie eine Bahncard: monatlich nur 6,90 Euro zahlen und bei jedem Kauf einer Einzelfahrkarte, Kurzstreckenfahrkarte oder Extrakarte werden maximal 50% Rabatt ausgegeben. Die Preise für Vielfahrende mit Abonnement werden ebenso angehoben, wobei der Anteil pro Fahrt im Centbereich liegt. In Leipzig bleibt der Preis für die Leipzig-Pass-Mobilcard gleich, sowohl im Monatspreis als auch im Abopreis. In den Landkreisen erhöht sich der Preis für die Einzelfahrkarte je nach Entfernung ab 20 Cent.
Die Preise für das Bildungsticket Sachsen, das Schülerfreizeitticket sowie für das AzubiTicket Sachsen bleiben gleich. Wegen des größeren Nutzens erwarten die Verkehrsunternehmen in diesem Kundensegment einen gewissen Wechsleranteil in das Deutschlandticket.
Weiterhin klar im Vorteil zum Deutschlandticket sind die klassischen und vielfältigen Abos im MDV. Wer auch zukünftig die Übertragbarkeit und Mitnahme weiterer Personen nutzen möchte, ist hiermit besser beraten. Eine Entscheidungshilfe für Fahrgäste zum Deutschlandticket und weiteren Abos findet sich unter www.1ticket.de
Die vollständige Übersicht zu Tarifprodukten und Preisen ab 1. August 2023 entnehmen Sie bitte dem Anhang.
Hintergrund
Die Preisanpassung soll den Nahverkehrsunternehmen im MDV Handlungsspielraum zur Absicherung des Basisangebotes geben und die laufenden Betriebskosten abdecken. Vielerorts wurde und wird in die Ertüchtigung und Ausbau der Infrastruktur sowie der Fahrplanangebote investiert. Dafür haben die Unternehmen im MDV mit den Innovationsprojekten „STADTLand+“ und „Pendlerverkehr in Leipzig und Umland stärken“ hohe Fördersummen erfolgreich für den mitteldeutschen Verkehrsraum akquirieren können. Doch insgesamt wird der Aufwand für den laufenden Betrieb im mitteldeutschen Nahverkehr allein in diesem Jahr um rund 100 Mio Euro durch unvorhersehbare Kostenentwicklungen vor Allem für Fahrstrom und Diesel teurer. Die Nahverkehrsbranche hat dazu bei Bund und Ländern nachdrücklich Alarm geschlagen und eine Aufstockung der Regionalisierungsmittel um reichlich 3 Mrd. Euro pro Jahr angezeigt. Vonseiten des Bundes werden rückwirkend ab 2022 1 Mrd. Euro zusätzlich bereitgestellt. Damit ist der Zusatzbedarf zunächst nur mit ca. einem Drittel gedeckt. Insofern sind weitere Finanzierungsmaßnahmen auch durch die Länder erforderlich sowie Tarifmaßnahmen in den einzelnen Verkehrsregionen notwendig.
Das ab Mai erwartete Deutschlandticket ist für viele Fahrgäste ein attraktives Angebot und macht die Nutzung des Nahverkehrs bundesweit deutlich einfacher. Gleichwohl verstärkt das Ticket den Finanzierungsspagat für die Nahverkehrsunternehmen weiter. Denn einerseits deckt die Finanzierungszusage im Einführungsjahr durch Bund und Länder nur die Preisabsenkungen, jedoch nicht den zu erwartenden erhöhten Kapazitätsbedarf. Außerdem ist die Finanzierung der Preisabsenkung durch das Deutschlandticket ab dem zweiten Jahr gedeckelt auf 3 Mrd. Euro, sodass ein Defizit nach Prognose der Branche entstehen könnte. Darüber hinaus führt der zu erwartende Fahrgastzuwachs zu keinem Euro zusätzlicher Tarifeinnahmen, weil der Ausgleichsbetrag durch Bund und Länder weitestgehend auf dem Tarif- und Fahrgastniveau vor Einführung des Deutschlandtickets festgeschrieben wird.
Wenn es gelingt, für die finanziellen Risiken zeitnah im gemeinsamen Dialog zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Nahverkehrsbranche nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, dann kann die Einführung des Deutschlandtickets als ein zentraler strategischer Baustein für eine Verkehrswende im ländlichen und urbanen Raum funktionieren.
Service- Informationen für Fahrgäste
Für Fragen rund um das Angebot von Zug, S-Bahn, Tram und Bus im MDV-Gebiet steht das MDV-Infotelefon unter 0341 91 35 35 91 zum Ortstarif zur Verfügung. Alle aktuellen Tickets und Angebote mit Gültigkeit bis 31.7.2023 sind auf der Webseite www.mdv.de einsehbar.
Informationen zum Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV)
Zum Verbundgebiet des MDV gehören die Städte Halle (Saale) und Leipzig sowie die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, der Saalekreis, der Burgenlandkreis und der Landkreis Altenburger Land. Seit 15. Dezember 2019 zählen auch die SPNV-Strecken der Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld sowie der Stadt Dessau-Rosslau zum MDV (MDV Nord). Mit einer Fläche von insgesamt 11.300 km² erstreckt sich das Verkehrsgebiet anteilig über die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und bietet 2,1 Millionen Menschen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die MDV-Verbundtickets gelten für S-Bahnen, Nahverkehrszüge, Busse und Straßenbahnen. Insgesamt 13 Verkehrsunternehmen sind tagtäglich im Dienst der Fahrgäste unterwegs. Dabei erbringen sie jährlich 80 Millionen Fahrplankilometer. Das sind 5 Erdumrundungen am Tag.
Der MDV ist ein Mischverbund, der sich aus Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen zusammensetzt. Der Bus- und Straßenbahnverkehr wird durch die Landkreise und die kreisfreien Städte Halle und Leipzig bestellt. Besteller des S-Bahn- und Zugverkehrs sind die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) sowie der Freistaat Thüringen.