Es gab Tage in diesem Frühling, da konnten die Fahrgäste in manchen Fahrzeugen der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) an einer Hand abgezählt werden. Mit Aufklärungsarbeit und Image-Kampagnen ist es dem regionalen Bahnunternehmen jedoch gelungen, die Fahrgäste zurück in den Zug zu locken.
Im Frühling dieses Jahres bot sich in den Fahrzeugen der Mitteldeutschen Regiobahn ein trostloses Bild: Die Kundenbetreuer gingen, mit Mundschutz und bei Bedarf Einmalhandschuhen geschützt, ihrem Dienst in fast leeren Züge nach. Wo sonst jeden Tag Berufspendler, Schüler und Berufsschüler für Leben und angenehmen Trubel sorgten, blieben die Sitze wochenlang fast leer. Das war die neue Normalität im allgemeinen Corona-Lockdown. Denn wer ab Mitte März Schul- oder Kindergartenkinder zu betreuen hatte oder selbst zum Home Office angehalten wurde, blieb zuhause. „Wir haben unser Angebot an Zugfahrten für unsere Fahrgäste dennoch weitgehend aufrecht erhalten“, erinnert sich MRB-Geschäftsführer Henning Weize an die besondere Situation. “Somit fuhren Menschen in systemrelevanten Berufen zur Arbeit, aber auch wichtige und notwendige Erledigungen wie Arztbesuche, konnten sichergestellt werden.”
Der Weg zurück Vier Monate später sind die Züge trotz Maskenpflicht und Abstandsregeln wieder spürbar gefüllt. „Das Fahrgastaufkommen liegt im Moment bei knapp 74 Prozent gegenüber der letzten Woche vor den Winterferien im Februar“, freut sich Weize über die Rückkehr der Kunden und fügt hinzu: „Unsere wichtigste Aufgabe ist es, vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden Pandemie das Vertrauen der Fahrgäste in das Verkehrsmittel Bahn zurück zu gewinnen“. Damit hatte die MRB bereits nach der ersten Lockerung der Ausgangsbeschränkungen Mitte Mai 2020 begonnen und in einer Kundenaktion Einwegmasken und „Willkommen-zurück“-Karten mit den wichtigsten Hygieneregeln zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel verteilt. Zu Beginn der sächsischen Sommerferien folgte eine Image-Kampagne zur Rückholung der Fahrgäste über ansprechende Naturmotive und erfrischende Claims. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Menschen monatelang zuhause bleiben mussten, bestand das Ziel dieser Kampagne darin, die Menschen wieder raus in die Natur zu locken. „Wir wollten den Menschen zeigen, dass Zugfahren nach wie vor sicher ist und gleichzeitig auf das Bedürfnis eingehen, endlich wieder mehr Freiräume zu erleben“, fasst der Leiter Marketing, Vertrieb und Kundendienst Heiko Tröger die Intention der Kampagne zusammen.
Ausgleich für die Abonnenten Ergänzt wird die Sommerkampagne durch eine spezielle Pendleraktion. Als Ausgleich für die Wochen oder Monate, in denen die Berufspendler ihre Doppel-Deal-Abonnements pandemiebedingt nicht nutzen konnten, öffnete die MRB in Kooperation mit den Aufgabenträgern ZVMS und ZVNL den Geltungsbereich der Abos während der Sommerferien in Sachsen für das gesamte Stammstreckennetz der MRB. „Die Inhaber eines MRB-Doppel-Deal-Abos können damit nicht nur auf ihrer regulär bezahlten Relation fahren, sondern Züge aller MRB-Linien RE 3, RE 6, RB 30, RB 45 und RB 110 nutzen, samstags sogar mit Familie“, stellt Tröger den Vorteil für die Kunden heraus. „Wir möchten damit Anreize schaffen, den Zug auch für private Reisen zu nutzen und schöne Ausflugsziele praktisch vor der Haustür zu entdecken“, so Tröger. Ob dies gelingt, werden künftige Erhebungen zur Entwicklung der Fahrgastzahlen zeigen. Momentan geht die Mitteldeutsche Regiobahn trotz positiver Trends nicht davon aus, dass das Fahrgastaufkommen zum Ende des Jahres bereits wieder auf Vorjahresniveau liegen wird.